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Pflanzenkohle: Klimapositive Energie mit CO₂-Speicherung

Energie aus Biomasse mit CO₂-Speicherung – klingt zu gut, um wahr zu sein? IWB produziert Fernwärme und 550 Tonnen Pflanzenkohle pro Jahr.

Kohlehäufchen, dahinter getrocknete Pflanzenschnitzel

Energie erzeugen, CO₂ binden und gleichzeitig die Böden verbessern? Das verspricht Pyrolyse, die Herstellung von Pflanzenkohle. Es klingt fast zu gut, um wahr zu sein – doch der Blick aufs Detail zeigt: Fernwärme aus Pflanzenkohle ist tatsächlich klimapositive Energie und demnächst in Basel sogar regulär zu beziehen. Und für manche ist das Zweitprodukt sowieso das Wichtigste.

Was ist Pyrolyse überhaupt? Pyrolyse bezeichnet den Umwandlungsprozess von organischem Material wie Holz und Pflanzenresten bei hohen Temperaturen ohne Sauerstoff. Der Prozess benötigt anfangs Energiezufuhr, hat aber auch einen Temperaturbereich, in dem Energie frei wird. Diese Überschusswärme grösserer Anlagen kann in ein Fernwärmenetz eingespeist werden. Je nach Rohstoff und Prozesssteuerung fallen Gase, Pyrolyseöl und ein festes Restprodukt wie Pflanzenkohle an. Pflanzenkohle als Bodenverbesserer, als Terra Preta, ist schon von den alten Kulturen am Amazonas bekannt.

Philipp Voegelin beim Vortrag
Philipp Vögelin ist Strategieentwickler und Projektleiter Pfanzenkohle bei IWB. (Screenshot YouTube: Klimaplattform-Vortrag)

Die Pflanzenkohleanlage ist im Winterhalbjahr mit einer Einspeiseleistung von netto 300 bis 500 kW eine kleine Ergänzung zu den bestehenden Holzkraftwerken und der Kehrichtverwertungsanlage.

Philipp Vögelin, Strategieentwickler und Projektleiter Pfanzenkohle bei IWB

Was ist Pyrolyse überhaupt? Pyrolyse bezeichnet den Umwandlungsprozess von organischem Material wie Holz und Pflanzenresten bei hohen Temperaturen ohne Sauerstoff. Der Prozess benötigt anfangs Energiezufuhr, hat aber auch einen Temperaturbereich, in dem Energie frei wird. Diese Überschusswärme grösserer Anlagen kann in ein Fernwärmenetz eingespeist werden. Je nach Rohstoff und Prozesssteuerung fallen Gase, Pyrolyseöl und ein festes Restprodukt wie Pflanzenkohle an. Pflanzenkohle als Bodenverbesserer, als Terra Preta, ist schon von den alten Kulturen am Amazonas bekannt.

Klimapositive Kohle?

Kohle hat in der Klimawissenschaft keinen guten Ruf. Denn die Verfeuerung fossiler Kohle setzt bekanntlich das Treibhausgas CO2 frei, das darin seit Jahrtausenden gebunden ist. In der aus heute wachsenden Pflanzen produzierten Kohle wird jedoch das CO2 gespeichert, das diese Pflanzen gerade erst während ihres Wachstums aus der Luft aufgenommen haben. Knapp die Hälfte davon wird bei der Pyrolyse wieder frei. Aber wenn diese Kohle nicht verfeuert, sondern in den Boden eingebracht wird, bleibt das restliche CO2 darin gebunden. Die Kohlestruktur trägt im Boden ausserdem zu besserem Pflanzenwachstum und damit zur verstärkten Aufnahme von CO2 aus der Luft bei.

Energie und CO2-Speicherung

Die Kombination aus Pyrolyse zur Energieerzeugung und der Verwendung von Pflanzenkohle zur Bodenverbesserung ist also ein zukunftsträchtiger Ansatz, an dem auch schon länger geforscht wird, nicht zuletzt in der Schweiz. Hier haben das Ökozentrum in Langenbruck und das Ithaka-Institut viel Vorarbeit geleistet. In Basel wird nun erstmals ein Energieversorger, die IWB, diese klimapositive Energie für ihre Kunden nutzen. Der Bau der Anlage im Stadtteil Kleinhüningen startete im Juni 2020. Als Rohstoff soll minderwertiger Pflanzenschnitt aus der Landschaftspflege zum Einsatz kommen, wie er in der Region ohnehin anfällt. Die Anlage soll etwa 1500 MWh Fernwärme aus Pflanzenkohle im Jahr produzieren, die direkt ins Netz eingespeist wird. Damit können rund 170 Haushalte versorgt werden. Es entstehen ausserdem 550 Tonnen Pflanzenkohle im Jahr, die verkauft werden können. Im November 2020 soll die Anlage betriebsbereit sein. Um den Pyrolyse-Prozess in Gang zu bekommen, werden im Jahr 25 MWh Gas benötigt. Läuft der Prozess, wird die dadurch erzeugte Wärmeenergie genutzt.

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